Traditionen und Bräuche im Dreiländereck
Ob Christkind, Weihnachtsmann oder Sinterklaas: Die Traditionen im Dreiländereck zur Weihnachtszeit sind vielfältig, teils ähnlich, oft aber auch unterschiedlich. Doch den Menschen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland ist gemein, dass sie die Festtage besinnlich im Kreise der Familie und bei gutem Essen genießen. Einige Traditionen und Bräuche sind mittlerweile in allen drei Ländern präsent. Dazu gehören der Christbaum, Weihnachtslieder, festlich geschmückte Straßen und Vorgärten und natürlich die Weihnachtsmärkte.
Belgien
In vielen Teilen Belgiens ist ähnlich wie in den Niederlanden der Nikolaustag der wichtigste Tag der Weihnachtszeit. Sint-Niklaas reitet von Haus zu Haus, um Kinder zu beschenken. Am Vorabend des 6. Dezember legen die Kinder Futter für das Pferd des Nikolaus in ihre Schuhe. Am nächsten Morgen finden sie zum Dank Spielzeug und Süßigkeiten. Ein typisches Gebäck für den Nikolaustag ist Spekulatius.
Am Weihnachten kommen die Belgier traditionell mit ihrer Familie zusammen. Ein traditionelles Essen besteht zum Beispiel aus Jagdwild, Braten oder Meeresfrüchten als Hauptspeise. Eine typische Nachspeise ist der Bûche de Noël oder Kerststronk, ein Biskuitgebäck, das wie ein Weihnachtsbaumstamm aussieht – nicht zu verwechseln mit einem Baumkuchen. In vielen Familien hat sich noch nicht der amerikanische Weihnachtsmann durchgesetzt. Stattdessen legen die Belgier die Geschenke selbst unter den Baum, um sie nach dem Abendessen oder später am Weihnachtsabend auszupacken.
An der Maas und besonders im Ort Andenne gibt es eine über 200 Jahre alte Tradition: Dort wird an den Weihnachtsabenden ein Kartenspiel, die Trairies, gespielt. Zu Gewinnen gibt es Cougnous, das sind Brote mit Rosinen und Hagelzucker.
In Belgien dauert die Weihnachtszeit bis zum Dreikönigstag. Die Bäckereien verkaufen dann den Dreikönigskuchen (Koningentaartbzw. Galette des Rois), einen Marzipankuchen mit einer Pappkrone drauf. Im Kuchen wird ein kleiner Gegenstand wie eine getrocknete Bohne oder eine kleine Figur eingebacken. Wer Glück hat und den Gegenstand findet, wird König oder Königin und darf den ganzen Tag die Pappkrone tragen.
Deutschland
Die Adventszeit, die ursprünglich sogar eine Fastenzeit war, ist heute eine besinnliche Zeit, in der wir die Sonntage bis Weihnachten als Adventsonntage feiern. Das Abzählen der Tage bis Weihnachten mit einem Adventskalender hat sich zunächst in Deutschland verbreitet – ebenso wie der Adventskranz mit vier Kerzen. Bis zur Reformationszeit wurde auch bei uns vor allem das Nikolausfest gefeiert. Danach gewann das Christkind an Bedeutung, das zwar den neugeborenen Christus darstellen sollte, oft aber als Mädchen im Engelsgewand erscheint. Heute schreiben Kinder ihren Wunschzettel an das Christkind oder den Weihnachtsmann, die an Heiligabend Geschenke bringen. Gegessen wird sehr unterschiedlich, denn eine einheitliche Weihnachtsspeise gibt es in Deutschland nicht und gab es nie, wie Kulturwissenschaftler sagen. Das rührt von der Geschichte Deutschlands als Flickenteppich an Kulturen und Kleinstaaten her. Während viele Familien am Heiligen Abend Kartoffelsalat mit Würstchen bevorzugen, gibt es bei anderen oft ein üppiges Festmahl mit Wild oder Gänsebraten.
Niederlande
Sinterklaas ist in den Niederlanden der Höhepunkt der Weihnachtszeit. Schon drei Wochen vor dem Geburtstag des Heiligen beginnen die Feierlichkeiten. Dann legt Sinterklaas mit seinem Schiff von Spanien kommend an einem alten holländischen Hafen an, teilweise wird die Ankunft in jüngerer Zeit auch am letzten Samstag im November gefeiert. In einen Holzschuh legen die Kinder ihre Wunschzettel, teilweise stellen sie Wasser und etwas Heu für das Pferd daneben, in manchen Regionen sogar ein Bierchen für den „Zwarten Piet“ (Schwarzer Peter). Der Helfer des Nikolaus‘ sorgt allerdings in den vergangenen Jahren mehr und mehr für Diskussionen, da Menschenrechtler die Figur als rassistisch geprägt ansehen.
Am Abend vor dem 6. Dezember legen die Niederländer einen großen Sack vor ihre Türen, der am nächsten Tag oder Abend mit Geschenken gefüllt ist. Dann findet traditionell auch eine große Familienfeier statt, bei der als Süßigkeit auch selbst gebackene Kruidnoten (Rezept siehe Seite) gereicht werden. An Kerstmis, dem niederländischen Heiligabend, gibt es meist keine Geschenke, aber ein großes Weihnachtsessen, bei dem häufig Gourmetten auf den Tisch kommen. Das ist eine Art Raclette, bei dem statt Käse Eier, Frühlingszwiebeln oder Kartoffeln in die Pfännchen kommen. Auf der oberen Grillfläche bereiten die Niederländer Fleisch und Fisch zu. Die Weihnachtszeit endet Dreikönigstag, an dem drei Männer als Könige verkleidet von Haus zu Haus, singen und von den Familien bewirtet werden.