Ideales Mikroklima im Weinland Belgien
Belgien ist eine Hochkultur der Kulinarik. Hier wird fast alles dafür in hoher Qualität angebaut und hergestellt. Und seit einigen Jahren kommt, für manche kaum zu glauben, auch noch Wein hinzu. Diese Tatsache quittierte der renommierte Restaurantführer Gault&Millau mit der Auflage seines ersten „Wine Guide Belgium“ im Sommer 2023; mehr als 180 ausgewählte belgische Weine von über 80 belgischen Weingütern sind enthalten. In der Wallonie, dem französischsprachigen Süden Belgiens, gibt es heute mehr als 150 Weingüter; etwa 40 davon verkaufen ihre Produkte, hauptsächlich Weißweine und Schaumweine. Schon die Römer nutzten den nährreichen Boden und das ideale Mikroklima für den Anbau edler Tropfen wie es auch heute wieder die oft kleinen Winzer in den flämischen Provinzen Limburg und Flämisch-Brabant tun. Und nicht nur dort. Vor allem in der Wallonie, dem südlichen Teil des Landes, erlebt die Weinproduktion eine Renaissance, immer professioneller und qualitätsbewusster.
Mittlerweile ist sie zu einem Hauptgang auf der kulinarischen Karte Belgiens avanciert. Die Geschichte des Weins und des Weinbaus in der Wallonie ist alles andere als eine junge Kultur. Die gut ausgeprägten Lagen an den Hängen der Maasufer waren bereits im Mittelalter von Reben bewachsen – und jetzt wieder. Damit haben sich Städte wie Lüttich, Huy und Dinant zu Weindestinationen kultiviert.
Belgien verfügt aktuell über die geschützten Ursprungsbezeichnungen: AOP Hagelandsewijn, AOP Haspengouwse Wijn, AOP Heuvellandse Wijn, AOP Côtes de Sambre et Meuse, IGP Jardins de Wallonie, IGP Vlaamse Landwijn, Vins mousseux de qualité et crémants de Wallonie, Vlaamse Mousserende Kwaliteiswijn. In unmittelbarer Nähe zu Aachen liegt eines der größten Weingüter Belgiens, zwischen Tongeren und Maastricht, an der alten Römerstraße. Es gilt zugleich als das Weinschloss des Landes, Château de Genoels-Elderen, mit 22 ha Anbaufläche und zwei edlen Monokulturen; Chardonnay und Pinot Noir. Unweit unserer Region gelegen, die Domaine Aldeneyck in Maaseik. Das Weingut mit 7 ha an den Maasauen ist eines der bekanntesten Belgiens mit der romantischen Aura des pittoresken Dorfes Aldeneik und dem trockenen und warmen Klima Limburgs sowie den Vorzügen der Mineralität des Terroirs, die für raffinierte Säure und subtile Würze sorgen.
Wandern und Wein gut kombiniert
Das Weingut Pietershof befindet sich im schönen belgischen Voerstreek, einem Naturflecken und Wandergeheimtipp im Dreieck Aachen, Lüttich, Maastricht, an den Ausläufern des Mergellandes in Limburg. „Het Crindael“ wird der Weinberg genannt, in prächtiger Südhanglage in der Nähe von Sint Maartensvoeren, einem von sechs urigen Dörfern in dieser Landschaft. Der Platz kommt nicht von ungefähr, denn kalk- und mineralhaltiger Boden ist hier ideal für Rebstöcke. Gehen wir an den wallonischen Abschnitt der Maas, zum Château de Bioul, in einem wunderschönen Maasnebental bei Dinant gelegene Idylle, mit mittelalterlichem Charme, mit Weinen und Crémants. Quasi nebenan, das Weingut Château Bon Baron, dessen Reben von den sonnigen Lagen an den Steilhängen der Maas profitieren.
In Lüttich wurde schon vor Jahrhunderten Wein angebaut, allerdings war das nicht nachhaltig von Erfolg gekrönt. Weinberge bestanden etwa am heute sehr sehenswerten Hügel der alten Zitadelle im Herzen der Altstadt. Zu den Weingütern in Lüttich gehören beispielsweise Vin de Liège (Heure-le-Romain) und Les Coteaux de la Légia (Ans). Auch an den sonnenverwöhnten Hängen des Maastales bei Huy wird seit langem Weinanbau betrieben. Das Gut Clos des Prébendiers ist eines der bekanntesten dort. Im westlichen französischsprachigen Teil Belgiens, im Hennegau, ist einer der ganz großen Namen der belgischen Weinbaukultur beheimatet, Vignole des Agaises (Haulchin), mit 35 ha auch der größte des Landes. Vielfach international ausgezeichnet, ist das Haus bekannt für seinen Schaumwein, den Ruffus, der Champagner Belgiens.
Flämische wie auch wallonische Weine sind oft von hoher Qualität, und werden nicht selten von belgischen Spitzenköchen gewürdigt und in ihre Lieferkette integriert. Manche schaffen es auch zum königlichen Hoflieferanten – Wege zum Olymp. Man sollte dazu erwähnen, dass Belgien auch ein Käseland ist. Vor allem in der Wallonie streben die kleinen Käsereien auf den Thron der Regionalprodukte. Mittlerweile gibt es, so liest man, rund 150 Käsesorten allein hier. Nun bekommen sie, neben den Abtei- und Spezialbieren, noch andere ideale Begleiter aus der Heimat.