Belgisches Bier ist ein Universalgenie
Wussten Sie, dass nicht nur Wein, sondern auch Bier perfekt zu Käse passt? Es hat schon seinen Grund, warum man in den meisten belgischen Kneipen oder Bistros zu einem dunklen Abteibier immer Käsewürfel oder gesalzene Snacks serviert bekommt. Doch es geht auch exklusiver.
Die Aromen und Geschmäcker der belgischen Biere bieten eine enorme Vielfalt. Süß, sauer, bitter (durch besondere Verfahren wie Kalthopfung) und in all deren Kombinationen, Intensitäten und Raffinessen. Dazu kommen würzige, rauchige, malzige und fruchtige Noten, Karamell, Honig, Pfirsich, Aprikosen und Orange, die den besonderen Kick an den Gaumen bringen. Was im Bier fehlt, ist die salzige, herzhafte Komponente.
Doch hier weiß man sich in Belgien schon lange zu helfen, eben durch die Kombination mit Käse. Bier ist sehr gut verdaulich, das lässt den Käse weniger schwer wiegen. Es sind die säurebetonten, trockenen und nachgärenden Biere, die die Papillen am besten stimulieren und entweder eine schöne Harmonie zum Käse hervorrufen oder einen interessanten Kontrast. Zu jedem Bier der passende Käse, das funktioniert nur, wenn das eine das andere nicht überlagert. Beides muss sich entfalten können.
Da macht probieren richtig Laune, wenn ein helles, herbes belgisches Bier mit einer ausgeprägten Bitternote von Hopfen auf einen pikanten Herver Käse trifft. Oder ein Triple mit floralen und fruchtigen Noten sich mit einem italienischen würzigen Gorgonzola mit milder und cremiger Textur vermählt, während ein kräftiges dunkles Abteibier mit Malz, Karamell und leichter Säure sich genussvoll zu einem Grana Padano Parmesan Hartkäse gesellt. Klassiker dagegen sind schon bernsteinfarbene Biere in Begleitung von würzigem, authentischem altem Gouda wie dem Oudendijk.
Das Aromenspiel in den Biersorten und die Fülle an Geschmacksnuancen in vielen regionalen Produkten haben belgische Köche inspiriert, beides zusammenzuführen, mal in harmonischer Balance, mal im pfiffigen Kontrast. Da wird die Soße der butterzarten Carbonnade (Gulasch) mit dem begleitenden Bier angesetzt und die Kroketten umhüllen eine Füllung aus Abteibierkäse.
Bernsteinfarbene Biere oder Triple Biere sind ideal, um eine delikate Jus zu zartem Geflügel wie Maispoularde oder Perlhuhn anzusetzen. Das berühmte Kriek Lindemans Kirschbier, perlend und mit einem erfrischend fruchtigen Abgang wird in Kombination mit einem Sorbeteis und dem säuerlichen Touch eines Boskoop Apfels zu einer wunderbar ausbalancierten Art von Dessertcocktail erhoben. Wahre Könner setzen sogar eine hausgemachte Mayonnaise mit Leffe Bier anstelle von Olivenöl an.
Zu verdanken ist die Vielfalt der belgischen Biere in der heutigen Zeit (man liest von mehreren hundert Sorten) der handwerklichen Tradition in vielen kleinen, so genannten Mikrobrauereien, die überall zu finden sind. Im nahen Ostbelgien gibt es mittlerweile wieder drei Kleinstbrauereien während in der Provinz Lüttich mehr als ein Dutzend tätig sind. Sie erleben unabhängig von den modernen, global bedingten Fusionen der großen Brauereigruppen eine regelrechte Renaissance.
Gerade sie sind es, die mit Kreativität und Erfahrung für die große Vielfalt kleiner, aber feiner Marken von Spezial-und Saisonbieren sorgen. Biere mit einzigartigem und authentischem Charakter, der häufig die Geschichte, die Kultur und den typischen Geschmack in einer Region widerspiegelt. Es gibt viele Gründe für die Zuneigung der Belgier zu ihren besonderen Bieren. Gebraut mit Know-how und getrunken mit Maß, heißt die Maxime, aber vor allem mit Genuss.
Zum einen ist da die grandiose belgische Küche, in der man es versteht, das Bier in Gerichten und Menüs einzubinden. Zum anderen sind es die seit Generationen gewachsene handwerkliche Fertigkeit, die Kreativität und eine Fülle vorzüglicher Regionalprodukte als Begleiter, pur oder in Zubereitungen in Form von pfiffigen Aperitif-Happen, den Apéros, die den Biergenuss abrunden und aufwerten.