Ein Kochbuch mit viel Liebe für das Veeter Platt
„Watt kauche m`r hüh? Rezepte enn Veeter Platt unn Huchdütsch“ – so heißt ein neues Kochbuch, das jetzt erschienen ist und 200 regionale Rezepte enthält. Im Hochdeutschen würde man sagen: „Was kochen wir heute? Rezepte auf Veeter Platt und Hochdeutsch“. 300 Exemplare des zweisprachigen Kochbuchs wurden gedruckt – und können am Sonntag um 17 Uhr bei der Buchvorstellung im Vichter Pfarrhaus erworben werden.
Franz-Willi Hirtz aus Stolberg-Vicht kam die Idee, ein Buch herauszubringen, nachdem ihm seine Frau morgens beim Frühstück ganz klassisch fragte: „Was kochen wir heute?“ Herausgekommen ist ein Kochbuch mit mehr als 200 Rezepten von Menschen aus der Region – unter anderem für Erbsensuppe, Strammer Max oder Apfel-Zwiebelschmalz.
Mühevolle Detailarbeit
Das Besondere: Die Rezepte gibt es in zweifacher Ausfertigung. In mühevoller Detailarbeit hat Hirtz die ihm auf Hochdeutsch zugeschickten Rezepte ins Vichter Platt übersetzt. „Mit unserem Aufruf haben wir eine Lawine losgetreten“, erinnert sich der 72-Jährige. Mehr als 400 Rezepte seien ihm zugeschickt worden; da viele Rezepte sich ähnelten, musste er hier noch auswählen, welche letztlich ins Buch kommen sollten.
Nicht die einzige Herausforderung. So manches Rezept musste auf seine Genießbarkeit überprüft werden. „Bei einem Biskuitboden stand da als Zutat sechs Esslöffel Salz. Geschmäcker sind zwar verschieden. Das kam mir aber trotzdem seltsam vor. Ich suchte die Telefonnummer des Einsenders heraus und fragte zur Sicherheit nach. Es waren natürlich sechs Esslöffel Zucker“, erinnert sich Hirtz.
Ein Bäcker aus Vicht schickte ihm ein Rezept für Printen zu – sehr viele Printen. „Da war dann von 750 Kilogramm Mehl und 20 Kilogramm Zucker die Rede. Und es waren auch nur die Zutaten genannt, keine Zubereitung. Ein Bäcker weiß natürlich, wie man Printen zubereitet. Das war für mich nicht ganz so leicht“, sagt der 72-Jährige. Kein Wunder also, dass von der Idee bis zur Umsetzung fast zwei Jahre vergingen.
Doch den Aufwand hat Hirtz gerne betrieben. Schließlich bezeichnet er sich selbst als „Genießer“, was Essen angeht, obwohl er als Diabetiker da natürlich etwas eingeschränkt ist. Das Buch biete einen interessanten Einblick in die Essgewohnheiten der Großeltern und auch der Eltern, die damals noch nicht die heutigen Möglichkeiten zum Kochen Verfügung hatten.
Und noch aus einem anderen Grund hat der 72-Jährige soviel Zeit in das Buch investiert: die Liebe zum Vichter Platt. Nicht ohne Grund hat Hirtz 2012 den Arbeitskreis Veeter Platt gegründet, dessen acht Mitglieder sich regelmäßig treffen, bereits einige Bücher geschrieben haben und Veranstaltungen wie Naturwanderungen und Lesungen auf Vichter Platt planen.
„Kampf gegen Windmühlen“
Als Hirtz die Idee zum Kochbuch hatte, stieß er im Arbeitskreis dann nicht überraschend auf Interesse. Die Mitglieder unterstützten ihn, halfen dem Leiter beispielsweise bei den Übersetzungen und den Korrekturen. „Meine Mutter stammt aus Gressenich. Die sprechen da ein anderes Platt als hier in Vicht. Hin und wieder wiesen sie mich bei meinen Übersetzungen darauf hin, dass das kein Vichter, sondern Gressenicher Platt sei“, erinnert sich Hirtz, der sich seit vielen Jahrzehnten „der heimischen Mundart“ verschrieben hat.
„Es wäre schön, wenn die Menschen nach den Rezepten auf Veeter Platt kochen würden. Ehrlich gesagt: Ich glaube nicht daran, dass es noch viele gibt, die das ohne hochdeutsche Übersetzung schaffen“, sagt Hirtz. Er selbst mache die Erfahrung, dass immer weniger Menschen den Dialekt sprechen könnten. „Ich gebe dem Veeter Platt noch zwei Generationen. Dann wird es wohl ausgestorben sein“, sagt der ehemalige Grafiker, der in diesem Zusammenhang von einem „Kulturgut“ spricht. Und einem „Kampf gegen Windmühlen“, das Vichter Platt zu bewahren.
Aufgeben kommt für Hirtz dennoch nicht infrage. Auch deshalb hat er soviel Herzblut in das Kochbuch gesteckt, das auch Rezepte von ihm, seiner Frau und den Eltern der beiden enthält. Und ein paar Gedichte, die der 72-Jährige zwischen einzelnen Rezepten geschrieben hat. Natürlich über die jeweiligen Gerichte. Und natürlich auch auf Veeter Platt.
„Die Arbeit am Platt wird für mich nie aufhören“, sagt Hirtz. Er hoffe natürlich, dass die Resonanz gut sei und die Kartons mit den 300 Exemplaren leergefegt werden. Dann könnten der 72-Jährige und sein Arbeitskreis Veeter Platt weitere Veranstaltungen finanzieren. Und Hirtz hätte wieder mehr Platz im Haus. Auch das wäre wieder eine gute Nachricht.
Vorstellung im Vichter Pfarrheim
Der Arbeitskreis Veeter Platt stellt das Buch „Watt kauche m’r hüh? Rezepte enn Veeter Platt unn Huchdütsch“ am Sonntag, 24. November, um 17 Uhr im Pfarrheim in Stolberg-Vicht ( Kranzbergstr. 1) vor. Im Rahmen der Veranstaltung kann das Buch auch erworben werden. Franz-Willi Hirtz und die Mitglieder des Arbeitskreises haben Rezepte von Menschen aus der Region zusammengestellt, die sowohl in Vichter Platt als auch in Hochdeutsch aufgeschrieben sind. Das Buch ist in verschiedene Kategorien unterteilt: Unter anderem gibt es „Leckeres am Morje“ („Leckeres zum Frühstück“), „Leckeres z’m Kaffee unn z’m Schnütze“ („Leckeres zum Kaffee und zum Naschen“), „Leckeres vöör jruße Festängs“ („Leckeres für große Feste“) oder „Löstijes unn Kurioses“ („Lustiges und Kurioses“).
(Lars Voßen)